[Uhura24] - Unterschied Montessori und normaler Kindergarten
Hallo!

Ich kenn mich bei Montessori nicht so aus. Was ist der Unterschied zwischen einem Montessori Kindergarten und einem normalen Kindergarten?
[büni74] -
Hallo,

was der Unterschied zwischen einem Montessori-Kinderhaus und einem normalen Kindergarten ist, ist schwer zu sagen, weil ja auch "normale" Kindergärten sehr unterschiedlich sein können.
Wesentlich finde ich für ein Montessori-Kinderhaus aber auf jeden Fall die Einstellung dem Kind gegenüber. Das Kind ist "Baumeister seiner selbst",d.h. Montessorierzieher gehen davon aus, dass das Kind von sich aus lernfähig und -willig ist und sich von sich aus weiter entwickelt, wenn ihm ein entsprechend anregendes Umfeld geboten wird. In diesem Sinne hat der Erzieher eine eher "passive" Haltung, er beobachtet viel, gibt dem Kind wenn nötig eine Materialeinführung, zieht sich aber auch ganz bewusst wieder zurück, wenn das Kind selbst tätig werden kann. Die Erzieher respektieren und unterstützen das Kind in seiner ganz individuellen Art, sich Fähigkeiten und Kenntnisse anzueignen, versuchen aber nicht, ihnen ihr Wissen "aufzudrängen". Sie bremsen Kinder in ihrem Lerneifer aber auch nicht aus. Eine der wesentlichen Aufgaben für die Erzieher ist neben der Beobachtung dann noch die Vorbereitung der Umgebung auf die sehr viel Wert gelegt wird, d.h. das Lernumfeld wird immer wieder so angepasst, dass jedes Kind passende Anregungen für seine Interessen, Bedürfnisse und seinen Entwicklungsstand findet. Die Kinder können sehr selbständig arbeiten, die meiste Zeit des Tages wird es Freiarbeit / Freispiel geben.
Besonderes Merkmal ist natürlich auch das Montessorimaterial, das es in "normalen" Kindergärten meist nicht gibt, oder wenn, dann nur einige wenige Materialien. Die Erzieher sollten außerdem ein Montessori-Diplom absolviert haben, um auch wirklich angemessen mit dem Material umgehen zu können.
Das sind aus meiner Sicht die ganz wesentlichen Merkmale, wobei ich vor allem die Einstellung dem Kind gegenüber wesentlich finde. Eine ähnliche Einstellung findet man sicher auch mal in "normalen" Kindergärten, es ist da aber nicht so selbstverständlich.
Schöne Grüße

büni
[Renate63] - Waldorf / Montessori
[FONT=Tahoma][SIZE=5]Waldorf / Montessori


[FONT=Tahoma]Nach 20 jähriger Waldorflehrertätigkeit bereite ich mich derzeit auf das Montessoridiplom vor und möchte zu der Vergleichsdiskussion folgendes beitragen:
[FONT=Tahoma]Schaut man in die Geschichte der Pädagogik zurück, so lebten um die Jahrhundertwende viele interessante Pädagogenpersönlichkeiten.
[FONT=Tahoma]Rudolf Steiner entwarf die sog. Waldorfpädagogik nur auf Anfrage des Fabrikunternehmers Emil Molt, der für seine Arbeiterkinder der
[FONT=Tahoma]Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik eine Schule wollte und
[FONT=Tahoma]R. Steiner als Schulleiter zu sich rief (1919).
[FONT=Tahoma]R. Steiner selber hat viele Zweige mit seinen geisteswissenschaftlichen Gedanken befruchtet, so die Landwirtschaft mit dem biologischen Anbau, der heute hochaktuell ist, ebenso die anthroposophische Medizin, die ebenfalls große Anerkennung hat.
[FONT=Tahoma]M. Montessori war damals in Italien (1896) die 1.! Frau, die dort Ärztin wurde. Sie musste sich, das kann man sich vorstellen, sehr stark durchsetzen und war für ihre resolute Art auch bekannt. 1907 eröffnete sie das 1.“Kinderhaus“ bei Rom.
[FONT=Tahoma]Diese 2 Persönlichkeiten haben also in einem bestimmten Zeitfenster gelebt, dass sie voneinander wissen mussten! Man kann sich vorstellen, dass auch in diesem Bereich damals wohl eine gewisse Rivalität mitschwang...?
[FONT=Tahoma] Leider – denn, das Eine schließt das Andere nicht aus, aus dem Grunde nicht, weil der [I]Urgrundsatz derselbe[/I] ist: es geht um das Kind – die Entwickelung des Kindes, die Persönlichkeit, die Individualität, die mit Ehrfurcht und Respekt zu behandeln ist.
[FONT=Tahoma][SIZE=4]Die Lehrer der Waldorfschule unterrichten mit dem Konzept der Menschenkunde von Rudolf Steiner. Es wird nicht die Anthroposophie unterrichtet!
[FONT=Tahoma]Das ist eine freie Anschauung und ein Hintergrundwissen, das man als Pädagoge wohl voraussetzend haben sollte, um an einer Waldorfschule zu unterrichten.
[FONT=Tahoma]Die Menschenkunde hingegen, beinhaltet die Entwickelung des Kindes, nach geistig- seelischen Gesichtspunkten und ich kann aus meiner Erfahrung sagen, wie stimmig diese Pädagogik ist, wenn man das Feingefühl entwickelt hat, was zu welchem Zeitpunkt wirklich für die Kinder richtig passt. Das erinnert doch genauso an die „Zeitfenster“ und sensiblen Phasen, von der M. Montessori spricht.
[FONT=Tahoma]Das war wohl mit das Geheimnis, dass ich eine sehr erfolgreiche Lehrerin war und ich durch die praktische Erfahrung davon absolut überzeugt bin.
[FONT=Tahoma]Ich habe allerdings auch an meinen eigenen Kindern erfahren müssen, wie es ist, wenn Lehrer dies nicht entsprechend umsetzen und scheute mich auch nicht, meine Kinder von der Waldorfschule zu nehmen, wobei ich dort weiterhin überzeugt pädagogisch tätig war.
[FONT=Tahoma]Ein edler Gedanke von M. Montessori ist weiterhin, dass sich der Lehrer zurückzunehmen hat! Und das ist ein sehr heikler Punkt, weil wir Erwachsenen immer meinen, wir wären klüger, besser...wir leben letztendlich unser Ego auf Kosten der Kinder aus.
[FONT=Tahoma]Das bedeutet [I]Selbsterziehung[/I], dass ich als Erwachsener bereit bin, mich auch neu zu justieren. Auch bei R. Steiner erfährt man die Begriffe von Selbsterziehung...über das Kind als „geistiges Wesen“, von einer christlichen Erziehung, von einer Erziehung zur Freiheit, womit bei beiden nicht gemeint ist, dass die Kinder tun und lassen können, was sie wollen.
[FONT=Tahoma]Vielleicht hätten sich die Beiden viel zu sagen haben können...vielleicht hätte sich so mancher Gedanke gut ergänzt....
[FONT=Tahoma]Somit sind wir wohl bei einer großen Gemeinsamkeit dieser beiden pädagogischen Ansätze:
[FONT=Tahoma][I]es muss die entsprechende Pädagogik auch in dem Sinne umgesetzt werden! Eine Frage der Auslegung und Handhabung![/I]
[FONT=Tahoma]Entscheidend ist immer die Lehrerpersönlichkeit – diese kann bei Waldorf / Montessori /Staatsschule hervorragend, aber auch miserabel sein!
[FONT=Tahoma]Eine Waldorfschule/Montessorischule ist mit einer anderen nicht zu vergleichen! Jede Schule hat intern nochmals ihr eigenes Konzept, eigene Stärken und Schwächen.
[FONT=Tahoma]Deswegen sollte es kein für und wider geben. Jeder sollte sich vor Ort so kundig machen, dass er frei zu seiner eigenen Entscheidung kommt, wie weit er sich mit dem einen oder anderen verbinden kann und was für das eigene Kind ganz individuell gesehen das Beste ist. Das kann auch die Staatsschule sein! Ganz wichtig: wo Waldorf draufsteht, ist noch lange nicht Waldorf drin!
[FONT=Tahoma]Wo Montessori draufsteht, ist noch lange nicht Montessori drin!

[FONT=Tahoma][SIZE=5]Ich wünsche allen Eltern, die richtige Entscheidung für ihre Kinder zu treffen!
[FONT=Tahoma]Mit [I]herzlichen[/I] Grüßen
[RenateB] -
Vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen.

Grüße

RenateB
[Flatterfee] -
Hallo Renate63,

wie kann man eigentlich herausfinden, ob z.B. die Waldorfschule gute Lehrer hat oder nicht ???

Wir haben seit ca. 10 Jahren eine bei uns, die von Eltern und mit Eltern aufgebaut wurde und dort gibt es halt auch viele verschiedene Lehrer.

Oftmals ist aber der neue Lehrer nicht vorhersehbar, da es noch eine junge Schule ist und ca. 10 Jahre besteht.

Mein Großer z.b. mach bei Druck total zu, ist aber aufgeweckt, lernt leicht und ist recht interessiert. Wäre da eine solche Schule nicht besser ???
Selbst bei der Einschulungsuntersuchung, sprach er mit den Lehrern (eine davon hatte er schon in den Schnupperstunden 4x gehabt) kein einziges Wort. Er war nur mit der Zeichensprache so einigermaßen einverstanden. Selbst die Lehrerin meinte, sie hätte noch nie so ein konsequentes Kind gesehen :( ... wäre mir in manchen Situationen anderst lieber !!!

Im Kindergarten hat er z.B. erst nach 2 1/2 Jahren mit den Erzieherinnen richtig reden angefangen ... und alles mitmachen tut er bis heute noch nicht ...
wenn er nicht will ... will er nicht ... und sensibel und schüchtern ist er noch dazu

Deshalb frage ich mich auch, ob er in einer staatlichen Schule mit Noten und Lerndruck nicht untergeht. Bei freiem freiwilligen Lernen ist er dagegen fix und schnell wie ein Pfeil, denn eigentlich ist er ja sehr wissbegierig und auch ein sehr guter Beobachter. Wenn er will, kann er alles sofort umsetzten, oftmals nur durch zusehen ... wenn nicht, stehen meterdicke Mauern davor ...

:o ich hätte nicht gedacht, daß ich mal auf Schulsuche gehen muß